Radialwellendichtringe

Radialwellendichtringe sind komplexe Dichtungen zum Abdichten rotierender Wellen. Sie werden meist in Form von Normteilen oder Standardteilen eingesetzt. Radialwellendichtringe finden sich beispielsweise in Kraftfahrzeugen in Motoren und Getrieben, wo sie für die Abdichtung durch das Gehäuse tretender Wellen verantwortlich sind.

Aufbau und Funktionsweise von Radialwellendichtringen

Der Radialwellendichtring ist typischerweise aus drei Teilen aufgebaut. Er besitzt einen Versteifungsring aus Metall mit meist L-förmigem Querschnitt. Dieser ist in einen Außenmantel einvulkanisiert, der im Innenradius in die Dichtlippe übergeht. Die Wirkung der Dichtlippe wird bei der ursprünglichen Form dieser Wellendichtringe durch eine eingelegte Schlaufenfeder verstärkt. In dieser Form wurde der Radialwellendichtring durch den österreichischen Ingenieur Walther Simmer im Jahre 1929 erfunden und fortan weiterentwickelt. Je nach Anwendungsfall ist der Versteifungsring entweder vollständig vom Elastomer des Außenmantels umschlossen (Radialwellendichtring mit Außengummierung) oder die Metalloberfläche liegt an der Außenseite frei und die Dichtung zum Gehäuse entsteht im Kontakt von Metall zu Metall. Einige Varianten des Radialwellendichtrings besitzen eine zusätzliche Schutzlippe an der Außenseite, die das Eindringen von Staub und Schmutz in den Bereich der Dichtlippe behindert. Andere Ausführungen können durch eine modifizierte Lippe aus PTFE auf die Schlaufenfeder verzichten und sind dadurch widerstandsfähiger gegen aggressive Chemikalien. Um eine Beschädigung der Dichtlippe beim Einbau der Dichtungen auszuschließen, ist bei der Fertigung der Wellen eine genaue Einhaltung der Vorgaben insbesondere bezüglich der Oberflächenrauigkeit (Maximalwerte und Mindestwerte für die Rauhtiefe) und der Anfasung an dem Wellenende notwendig, von dem aus die Montage des Radialwellendichtrings erfolgt. Gleiches gilt auch für des Gehäuses im Bereich der Passung.

Typische Eigenschaften und Besonderheiten von Radialwellendichtringen

Radialwellendichtringe zeichnen sich durch eine hohe Eigenstabilität aus, welche insbesondere auf den integrierten Versteifungsring zurückzuführen ist. Sie eignen sich vor allem für die Abdichtung von gehärteten Wellen aus Stahl oder Stahlguss. Bei Umfangsgeschwindigkeiten kleiner als 4-5 m/s können die Wellendichtringe im Allgemeinen auch mit ungehärteten Wellen verwendet werden. NE-Metalle sind bei kleinen Umfangsgeschwindigkeiten ebenfalls als Wellenwerkstoffe möglich, wenn dies zum Beispiel aus Gründen der Korrosionsfestigkeit erwünscht ist. Als Wellendichtring ohne Außengummierung werden Radialwellendichtringe verwendet, wenn ein besonders fester Sitz erforderlich ist. Diese eignen sich aber nicht für den Einsatz in geteilten Gehäusen, bei großer Wärmedehnung oder hoher Rauigkeit und wenn eine Dichtheit bei höheren Drücken gefordert ist. Die klassische Ausführung der Wellendichtringe ist im Allgemeinen beständig gegen Mineralöle und synthetische Schmierstoffe. Wird eine Beständigkeit in aggressiven Medien gefordert, dann sind spezielle Bauformen mit PTFE-Dichtlippe einzusetzen. Neben den nach DIN 3760 genormten Dichtungen gibt es den Wellendichtring auch in einer Reihe herstellerspezifischer Standardformen sowie als Sonderanfertigung für besondere Anforderungen.

Typische Anwendungsbereiche für Radialwellendichtringe

Radialwellendichtringe werden in sehr vielen Bereichen zur Abdichtung gegen Schmierstoffe, Wasser, aber teilweise auch Gase eingesetzt. Der Wellendichtring dient als Dichtung für Kurbelwellen und Nockenwellen in Verbrennungsmotoren, er wird im Antriebsstrang von PKW, Nutzfahrzeugen, Landmaschinen und Baumaschinen für die Abdichtung von Achsen, Naben, Getrieben und Differentialen eingesetzt. Im Schiffbau wird der Radialwellendichtring ebenfalls als Dichtung in Motoren und Getrieben verwendet. Außerdem finden Wellendichtringe beispielsweise Anwendung in Industriegetrieben, Hydropumpen und Hydromotoren, Kompressoren, Waschmaschinen für den Haushaltsbereich wie auch Industriewaschmaschinen. Auch die Lebensmittelindustrie, die Chemieindustrie sowie die Schwerindustrie setzen Radialwellendichtringe in verschiedensten Maschinen als Dichtungen ein.

Technische Informationen

Größen: Alle Größen ab Wellendurchmesser 5mm. 

Materialien:

NBR ca. -40 / +100°C
EPDMca. -45°C / +130°C
FKM (FPM)ca. -30°C / +200°C
MVQca. -55°C / +200°C

 

Bauformen: Alle Bauformen nach DIN 3760 (mit und ohne Staublippe), sowie Sonderbauformen.

Alternative Bezeichnungen

Radialwellendichtring, Radialwellendichtung, Radialwellenabdichtung, Radialwellenring, Wellendichtring, Wellendichtung, Wellenring